Erster Text zu PSI-21 vom: 22. 11. 2001
Nur ca.11 Wochen zuvor fand der Anschlag auf das World Trade Center statt!

Der in dieser Anlage "PSI-Demokratie" beschriebene Vorschlag zur interaktiven Kommunikation zwischen Jugendlichen (Schülern), Lehrern und Politikern greift weitestgehend auf bereits vorhandene Strukturen zurück. Fast alle Schulen verfügen inzwischen über Internetanschlüsse (???) und im politischen Weltkundeunterricht gibt es die "aktuellen 20 Minuten", in denen das „Tagesgeschehen“ analysiert wird. (Nicht Alljährlich), sondern alle vier Jahre vermittelt die "Shell-Studie" uns Erwachsenen „tiefe Einblicke“ in die Seelen- und Gedankenwelt unserer Jugend.

Liegen die Ursachen der "rätselhaften" Frustration der Schüler etwa darin begründet, dass ihnen zwar permanent abverlangt wird, "konserviertes" Schulwissen zu reproduzieren, angesichts der vielfältigen und rasanten Entwicklungen auf unserem Globus, ihnen dieses Wissen jedoch, zur Bewältigung ihrer Zukunftsprobleme, nicht mehr adäquat erscheinen kann?

In fast allen Bereichen vermitteln Erwachsene den Jugendlichen immer noch das Gefühl besser bescheid zu wissen, natürlich auch über das Lebensgefühl von Jugendlichen, („-schließlich waren wir ja alle einmal jung“). Kein Wunder also, das selbst auf politische Zukunftsfragen bezogen, keiner wirklich etwas von ihnen wissen will, bevor sie das wahlfähige Alter erreicht haben.

Die ganze Hoffnung der Jugendlichen richtet sich deshalb darauf, einst als Erwachsene endlich ernst genommen zu werden. Doch diese Hoffnung trügt! Was Hänschen noch spielend gelernt hätte, daran beißt sich später Hans regelmäßig die Zähne aus.

Die „Schutzbehauptung“ Politik sei „noch zu kompliziert“ für Jugendliche verkennt die wahren Ursachen, weshalb uns Erwachsenen die Beteiligung an demokratischen Prozessen so schwer fällt.

Jeder Fahrradfahrer, Klavierlehrer, Sporttrainer, Off- oder Online-Surfer, könnte unseren politischen Entscheidungsträgern einen Hinweis darauf geben, in welchem Alter die besten Voraussetzungen bei Kindern vorhanden sind etwas "Schwieriges" fürs spätere Leben, am erfolgreichsten zu erlernen!

Im Grunde wissen wir es alle, (– ich glaube von Sir Peter Ustinov), wie „einfach es ist, Chinesisch zu lernen, – in China sprechen es sogar schon die ganz kleinen Kinder!“ 😉 Dass jedoch Erwachsene Chinesen keinen Unterschied zwischen einem L und einem R hören können und deshalb statt einem R, ein L sprechen, liegt einfach daran, dass es in der Sprache, die sie als Kind gelernt haben den Buchstaben R nicht gibt.

Neuere Forschungen gehen davon aus, dass frühes Lernen eher ein "Subtraktions-Vorgang" ist. Ausgehend von der größten Anzahl der Synapsen (bzw. Nervenzellen?) im Gehirn, bei der Geburt eines Kindes, nimmt dieses Potential in den Bereichen des Gehirns ab, welche durch das Umfeld oder die Umwelt „un-gefordert“ und „un-gefördert“ bleiben.

Sicherlich hat Klaus Böger, der Berliner Schulsenator, recht mit der Feststellung: "Schule ist nicht demokratisch!"

„Na und wennschon, – uns hat sie ja schließlich auch nicht geschadet!“

Dass wir scheinbar kein „Verlustempfinden“ haben, trotz der Zurückweisung und Deformation unserer "natürlichen Demokratiefähigkeit“, also bei der „Vertreibung aus unseren eigenen öffentlichen Angelegenheiten“, ist nicht verwunderlich, denn aufgrund unserer Anpassungs-, bzw. Kompensationsfähigkeit als Individuen sind wir stets „bemüht“ und auch meist in der Lage, unser inneres Gleichgewicht so auszubalancieren, das wir "damit 'ganz gut' leben können", – ganz gleich was um uns herum geschieht! Die Ursachen für die sich häufenden psychischen Erkrankungen, gerade bei jungen Menschen würde ich daher eher in einer Überforderung der kompensatorischen Anpassungsleistung vermuten. Innerhalb eines gemeinsamen, interaktiven und emanzipatorischen Handlungsrahmens, wie er durch das Projekt PSI-Demokratie eingeführt wird, könnten Jugendliche mit und an den Lösungen der Probleme wachsen, anstatt sich ihnen hilflos ausgesetzt fühlen zu müssen. Kinder und Jugendliche, die ihre Sozial- und Problemlösungskompetenzen jedoch nicht an der Realität schulen durften, stehen dieser fremd-gebliebenen Realität dann als Erwachsene sehr verunsichert gegenüber. Was läge da näher, als sich vor den eigenen Gefühlen der “Unsicherheit“ in kompensatorischer Weise zu schützen?! Das wohlbekannte Ausdrucksmittel, um sich selbst und anderen "Macht" und "Stärke" zu demonstrieren, ist die Anwendung von Gewalt gegenüber Schwächeren und die Ausgrenzung von "minderwertigen" Minderheiten! Angesichts der Probleme, die wir den nachfolgenden Generationen hinterlassen, sollten wir sie wenigstens nicht weiterhin bei der Entfaltung und Erprobung ihrer„Schlüsselqualifikationen“ behindern! Nur dann, wenn wir bereit sind, ihnen früh genug die Möglichkeit dazu einräumen, können die Jugendlichen „etwas für die Gesellschaft“ tun. Mit dem guten Willen aller Beteiligter und Ihrer Unterstützung könnte das Projekt PSI-Demokratie die Entwicklungsmöglichkeit für ein verantwortungsvolleres „Sozialisations-Umfeld“ und damit ganz sicher auch für eine „verantwortungsbewusstere“ Jugend verbessern! Mit freundlichen Grüßen Albert Reinhardt

Linkliste:

  1. "Shell-Studie" | "https://www.shell.de/ueber-uns/shell-jugendstudie.html"
  2. Beteiligung | https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerbeteiligung
  3. "natürlichen Demokratiefähigkeit" | Angewandte Friedenserziehung und Demokratieerziehung Mai 2015 01.pdf
  4. „Vertreibung aus unseren eigenen öffentlichen Angelegenheiten“ | https://futurzwei.org/article/1175
  5. "damit 'ganz gut' leben können" | (https://de.wikipedia.org/wiki/Stockholm-Syndrom)
  6. psychischen Erkrankungen | https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/98725/Immer-mehr-junge-Menschen-sind-psychisch-krank
  7. "minderwertigen" Minderheiten | https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2019.pdf
  8. Peter Ustinov (1921-2004), engl. Schriftsteller u. Schauspieler | https://www.zitate.de/autor/Ustinov%2C+Peter)
Was Hänschen nicht lernt . . .

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