"Moral - Es gibt nichts Gutes außer: Man tut es."
Erich Kästner
Klima- und Umweltschutz könnten sich zukünftig sehr viel positiver entwickeln lassen, wenn wir besser berücksichtigen würden, dass die wichtigste "Umwelt" des Menschen der Mensch selbst ist.
Und da wir als Menschen ja fast nicht anders können, als die Ursachen der sich daraus ergebenden Probleme notorisch woanders zu vermuten (als bei uns selbst), ist es wohl zugleich unser größtes Problem, dieses gefakte "Selbstbild" selbst wieder zu korrigieren.
Dies könnte der Grund dafür sein, dass es uns als (Welt-)Gesellschaft in den letzten 50 Jahren nicht gelungen ist, die notwendigen praktischen und kulturellen Lern- und Umbauprozesse zu vollziehen, um die „Grenzen des Wachstums“ nicht immer weiter zu überschreiten.
Dieses "soziale Umweltproblem" macht uns wohl als „(sozial-)kognitive Dissonanz“ deshalb so stark zu schaffen, weil uns unsere menschlichen "Universalien" als unser entwicklungsgeschichtliches Erbe, zwar „hintergrund-biologisch“ ein Leben in "Horden/Klein-Gruppen" erwarten lassen, die Strukturen, die unser "Bewusstsein" prägen, jedoch kulturell (darüber-)gesetzt werden und uns entsprechend der gesellschaftlich vorherrschenden Werte und Normen, tendenziell eher vereinzeln, individualisieren und entpolitisieren.
Wir fühlen uns alle mehr oder weniger entfremdet von unserem "Selbst" und zugleich von den Verhältnissen, in denen wir leben.
So fehlt uns das gesellschaftliche Empfinden füreinander (z. B. gegenüber der Jugend) und wir empfinden uns eher als "Kunden", anstatt als Bürger, weil wir uns auch mit unserem Staat nicht in einer verantwortungsbewussten Weise verbunden fühlen.
Es sind die gesellschaftlichen Verhältnisse, unter welchen man sich alltäglich gezwungen fühlt, sich den strukturbedingten Erfahrungen von Anpassungsdruck und Konkurrenz zu unterwerfen, um nicht sozial abgewertet oder ausgegrenzt zu werden. Diese „Sozialisationsprozesse“ wurden im Laufe der Zeit konstitutiv für die ganze Gesellschaft. Kulturelle Haltungen wurden während der Pubertät aufgebaut und geprägt.
Oder mit Marx:
„Das Sein bestimmt das Bewußtsein!“
So „mutierte“ der Mensch selbst immer mehr zum "Bösen Problem", weil ihm als geborenes "Gruppenwesen" seit Generationen die wichtigsten Kompetenzen kulturell abtrainiert werden, welche ihn sonst befähigen würden (besser, weil weniger ängstlich), mit "Bösen Problemen" fertig werden zu können.
Diese Lücken, zwischen unseren (biologisch hinterlegten) sozialen Entwicklungserwartungen und den Kulturbedingungen einer industriellen Massengesellschaft, wurde schon in der Vergangenheit entweder als "unüberwindlich" überschätzt oder heute eher als zu einfach unterschätzt und "ignoriert". Es ist wohl die wichtigste politische Herausforderung, die passenden und funktionierenden "Sozialisationsbedingungen" im Rahmen eines neu gestalteten Bildungssystems zu "designen" und strukturell aufzubauen.
Die demokratiegefährdende „Ursprungs-Krise“ dieser Gesellschaft besteht darin, dass wir die Jugendlichen in ihren entwicklungsbedingten Bedürfnissen nach Sinn und Bindung auf allen politischen Ebenen ins Leere laufen lassen.
Im Zeitverlauf haben sich daraus bereits asoziale Muster entwickeln und als prekäre "Grund-Haltungen" verstetigen.
Nach den bereits gemachten historischen Erfahrungen, wäre dieses träge Beharren auf dem Status quo wohl die größte Schande unserer Gesellschaft und kann nachträglich weder durch soziale Leistungen, noch durch eine sich sonst wie „heroisch aufopfernde Tagespolitik“ wiedergutgemacht werden, um das Wohlwollen und Vertrauen der Bürger wieder zu erreichen.
Warum gibt es die Pubertät als menschliche Universalie?
Um dem Problem der fehlenden genetischen Vielfalt in "kleinen Gruppen" entgegenzuwirken, hat sich wohl die Pubertät als menschliche "Entwicklungsphase" herausgebildet und als solche genetisch eingeschrieben.
Ausgestattet mit einem großen Synapsenüberschuss, konnten sich die Jugendlichen unserer Vorfahren nach vollzogenem Hordenwechsel sicherlich leicht in ihre neue "soziale Umwelt" integrieren. Vorausgesetzt, dass sie sich dort willkommen fühlen durften, konnten sie ihr Bewusstsein durch eigene Erfahrungen mit einer zuvor vielleicht noch fremden Kultur neu bilden. Und umgekehrt konnten sie sicherlich auch die Rolle von Innovatoren einnehmen, wenn die Gruppe etwas von ihnen lernen konnte. Nach einer (gelungenen) 2. Sozialisation waren die Bindungen zur neuen "Gruppe" sogar fester als zur Herkunftshorde.
Darauf richten sich schon die Aufnahmerituale bei "Naturvölkern". Die heutigen Aufnahmerituale dienen als kulturelle "Rückbindungs-Prozesse" an die jeweiligen Glaubensgemeinschaften und Kirchen, durch die (in der Vergangenheit) zugleich die Herrschaft der "Regierenden" legitimiert wurde. Diesen Umweg zur Legitimierung von Herrschaftsmacht ließen die Nazis einfach weg und missbrauchten die Jugendlichen politisch direkt, indem sie die Kinder und Jugendlichen ihrem, auf den Führer gerichteten, totalitär prägenden Einfluss (scheinbar spielerisch) unterwarfen.
Wie "herrschaftsfrei" lassen sich neue Formen von "öffentlichen Dialogen" für die Zukunft gestalten, wenn die zu antizipierenden Rahmenbedingungen für gelingende Sozialisationen immer wieder in den feindseligen und ewig-gestrigen Kontexten von "deformierten Menschenbilder" gestellt werden!?
Prof. Dr. Thomas M. Schmidt: Das Verhältnis von Glauben und Wissen (ab Min. 7:45' )
Nach dem Motto: "Das hatten wir schonmal, das habe ich als junger Flakhelfer erlebt, was es heißt eine Nach-Christliche rituelle Kultur wieder zu schaffen, mit Fackelumzügen und allem was dazugehört."
Das ist eine persönlich biografische - will nicht sagen - Aversion. Also noch einmal: Der Versuch Post christliche Rituale zu denken fällt bei Habermas sofort unter den Verdacht des Neuheidentums und damit sind wir auf einer schiefen Ebene, sozusagen zu einer neuen Form eines faschistoiden Kultes. Und deshalb ist diese Tür zu für ihn.
Um Transformationsprozesse, wie die Digitalisierung und den Klimaschutz erfolgreich zu durchlaufen, müsste ein Mindestmaß an gesellschaftlicher Kohäsion voraussetzt werden können. (siehe: Gelbwestenbewegung)
Da dieses "Transformationsprojekt" aufgrund der Versäumnisse in der Vergangenheit unter einem großen Zeitdruck steht, um das 1,5° Ziel noch erreichen zu können, wäre es m. E. der schnellste und sicherste Weg, die schulischen Rahmenbedingungen darauf auszurichten, Jugendlichen "zuzumuten" ;-), die Entwicklung ihrer Zukünfte ("Just in Time") selbst mit-zu antizipieren und praktisch zu erproben.
Wie ließe sich das "Henne-Ei-Problem" lösen, dass unsere Schulen den Jugendlichen zu wenig Zugang zu eigenen und geeigneten gesellschaftlichen und politischen Erfahrungen ermöglicht?
DISKUSSION: Systemupdate – eine Schule für morgen
Von Bob Blume -6. Juli 2022
https://bobblume.de/2022/07/06/diskussion-systemupdate-eine-schule-fuer-morgen/
Marius Krüger: Die Geschichte der Demokratie – Z
ARENDT
Über die Revolution (1963)
in einer repräsentativen Demokratie reproduziere sich "die uralte Unterscheidung
zwischen Herrscher und Beherrschten" - "Wieder sind die öffentlichen Angelegenheiten zum Privileg der wenigen geworden", mit der Folge, "dass das Volk dazu verdammt ist, entweder, in Lethargie zu versinken, […] oder, 'den Geist des Widerstandes' gegen jede von ihnen gewählte Staatsmacht zu bewahren, […] ".Zitat an Position: https://youtu.be/qgZs8aJKVY4?t=4422
David Graeber, David Wengrow: Anfänge
Der Anthropologe David Graeber und der Archäologe David Wengrow erzählen die Geschichte der Menschheit neu.
Sehr dick, 600 Seiten oder so. Ich meine, die Geschichte der Menschheit ist ja auch lang. Die beiden, ein Anthropologe und ein Archäologe stellen das aber anders dar als das bisher immer dargestellt wurde.
Die übliche Art, die Menschheitsgeschichte zu erzählen, ist ja die fortschreitende Entwicklung, angefangen bei Sammlern und Jägern, hin zur Erfindung der Landwirtschaft, die Entstehung erster Städte, immer größerer und komplexerer Strukturen, die dann auch dazu geführt haben, dass sich Staatlichkeit und bestimmte Herrschaftsformen herausgebildet hätten. Und dann die Sumerer, Griechen, Römer, bis dann letzten Endes wir als die Speerspitze der Zivilisation. Das bestreiten die beiden.
schrupp_a_anfaenge-eine_n_geschichte_d_menschheit_ts.pdf
„Anfänge“
Graeber/Wengrow:
Es muss nicht auf Privatbesitz hinauslaufen
https://www.deutschlandfunkkultur.de/graeber-wengrow-anfaenge-eine-neue-geschichte-der-menschheit-100.html
Eine Monumentalgeschichte der Menschheit – das ist dieses letzte Werk des 2020 verstorbenen Anthropologen David Graeber, verfasst zusammen mit dem Archäologen David Wengrow. Sie zeigen eindrücklich, dass Geschichte und Gegenwart nie alternativlos sind.
Von Eike Gebhardt · 03.02.20
Ohne Würde folgt die Wut
- 12.07.2022 | Oliver Röthig
Die Inflation lässt nicht nur die Preise steigen, sondern auch die Gewinne. Jetzt müssen die Machtverhältnisse neu austariert werden.
https://www.ipg-journal.de/rubriken/wirtschaft-und-oekologie/artikel/ohne-wuerde-folgt-die-wut-6062/
Freedom: The End of the Human Condition Englisch Ausgabe | von Jeremy Griffith PDF
Aus "Humanity's Adulthood" können sich leicht paternalistische politische Haltungen entwickeln.
Was die "Freiheit als menschlichen Zustand" betrifft, so erscheint mir dieser Begriff der Conditio humana von Hanna Arendt doch schon sehr viel "freier", im Sinne von offener formuliert worden zu sein:
„Alle drei Grundtätigkeiten […] sind nun nochmals in der allgemeinsten Bedingtheit menschlichen Lebens verankert, daß es nämlich durch Geburt zur Welt kommt und durch Tod aus ihm wieder verschwindet. Was die Mortalität anlangt, so sichert die Arbeit das Am-Leben-Bleiben des Individuums und das Weiterleben der Gattung; das Herstellen errichtet eine künstliche Welt, die von der Sterblichkeit der sie Bewohnenden in gewissem Maße unabhängig ist und so ihrem flüchtigen Dasein so etwas wie Bestand und Dauer entgegenhält; das Handeln schließlich, soweit es der Gründung und Erhaltung politischer Gemeinwesen dient, schafft die Bedingungen für eine Kontinuität der Generationen, für Erinnerung und damit für Geschichte.“
Das Handeln sei enger an die Gebürtlichkeit gebunden als das Arbeiten und Herstellen. Jeder, der neu in diese Welt geboren werde, besitze die Potenz, wiederum einen Anfang zu machen, also aktiv und damit verändernd zu handeln.[2]
https://de.wikipedia.org/wiki/Vita_activa_oder_Vom_täigen_Leben
Was jedoch scheinbar immer wieder vergessen wird, ist, dass jeder Jugendliche in Form eines Synapsen-Überschusses über ähnliche Potenziale verfügt wie ein Neugeborenes. Diese Ausstattung bekommen Jugendliche von der "Natur" mit auf den Weg, um wiederum einen Anfang in einer neuen Horde zu machen. Im Rahmen ihrer 2. Sozialisation stehen sie sozusagen vor der "natürlichen" Herausforderung, als "Inkulturation-Motoren" aktiv und damit verändernd zu handeln, um als neues Mitglied der Gemeinschaft anerkannt zu werden.
Das Uhrwerk des Lebens (1/2) - Geschichte der Kindheit
Für die einen die schönste Zeit des Lebens, für andere unerträglich: die Kindheit.
Doch was ist Kindheit eigentlich? Heute und früher? Und was prägt unsere aktuelle Sicht auf Kinder und Erziehung?
https://www.arte.tv/de/videos/096271-001-A/das-uhrwerk-des-lebens-1-2/
31:20' | 1234 soll Kaiser Friedrich der II. sein Interesse an der kindlichen Entwicklung zu einem grausamen Versuch an Kindern getrieben haben . . .
34:34' | Aus den Domschulen ist der Brauch des Kinderbischofs überliefert // 35:32 | "Da lief ein Kind herbei. Er stellte es in ihre Mitte und sagte: ''Das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, dann könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen!"
Christina Stürmer - Kinder an die Macht (Live von der Kaiserwiese Wien / 2007)
Die folgenden Domains stünden zur Verfügung:
psi-21.de | Politik, Schule, Internet im 21. Jahrhundert
| Politics, School, Internet in the 21st Century
y-our-s.eu | Youth, Operating Under Resilience-Schools
y-our-s.de | Jugend, die unter Resilienz-Schulen arbeitet
Mehr dazu erfahren Sie unter:Transformations-Strategien
https://days4future.eu/transformations-strategien/
Böse Probleme lassen sich nicht (einfach) lösen
https://days4future.eu/boese-probleme
"Krisen bewältigen – wie Wittgenstein & Co. helfen | Gert Scobel"
Harald Welzer über die Grenzen des Wachstums | 08.06.2022