Der Nachhaltigkeitsbegriff

"Der Gedanke der Nachhaltigkeit (sustainability) ist seit vielen Jahren ein Leitbild für politisches, wirtschaftliches und ökologisches Handeln. Seit den Anfängen wurden zahlreiche Definitionsversuche vorgenommen, die im Kern jedoch oft sehr ähnlich sind. Eine der meist gebrauchten Definitionen des Nachhaltigkeitsbegriffes ist die Definition des Brundtland-Berichtes der Vereinten Nationen von 1987. In dieser heißt es:

„Humanity has the ability to make development sustainable - to ensure that it meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their iwn needs.", (Hardtke/Prehn 2001, S.58).

Frei Übersetzt bedeutet dies:

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende.“
(Hauff 1987, S.46).

Nachhaltigkeit wird laut dieser Definition als eine Art Entwicklung beschrieben, die sowohl auf die Gegenwart als auch die Zukunft ausgerichtet ist.
Allerdings bietet diese Definition auch oft Material für Diskussionen, da sie Raum für unterschiedliche Interpretationen bietet."

Quelle:
LEXIKON DER NACHHALTIGKEIT
https://www.nachhaltigkeit.info


Die Definition von "Nachhaltigkeit" scheint in der Vergangenheit zu der Illusion geführt zu haben, es würde als Ziel genügen, der nächsten Generation eine   Lebensqualität zu ermöglichen, deren Standards sich lediglich an den bestehenden Verhältnissen zu orientieren hätten.
Zynisch formuliert, lautete der Subtext dieser (Werbe-)Botschaft:

"Du darfst so bleiben, wie du bist!".

Wenn die wissenschaftlichen, medialen und politischen "Systemträger" ihre Handlungsmotivationen jahrzehntelang auf ihre eigenen PR-Erzählungen ausgerichtet haben, um am Ende nicht mal zu begreifen, auf die eigenen Propagandasprüche hereingefallen zu sein, sollten sie doch wenigstens versuchen, ihre bisherigen Strategien neu zu überdenken. Es bringt doch niemanden etwas, seine Zeit auch noch dafür zu verschwenden, sich immer weiter über seinen Misserfolg zu wundern!

Auch wenn Propaganda zunächst auf die Manipulation anderer Menschen gerichtet ist, scheint es so, als würde sie oftmals zu autosuggestiven Effekten führen. Dadurch entsteht eine Gemengelage aus vermeintlich "richtigen Haltungen und Überzeugungen" welche wie von selbst zu "festen Tatsachen" gerinnen und zuletzt von den Urhebern selbst, als "Wirklichkeit" empfunden wird.

"Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten."
Albert Einstein (angeblich)

Oder kurz:

"Dumm ist der, der Dummes tut."
Forrest Gump

Nur dumm, dass diese Erkenntnis aus dem Film Forrest Gump erst mit dem Erscheinungsjahr 1994 populär wurde! 😉

Um die Challenger-Katastrophe abzuwenden, war das leider zu spät.


1986 wurde er in die Untersuchungskommission zur Challenger-Katastrophe (Rogers-Kommission) berufen.
Bekannt wurde sein öffentlicher Auftritt, in dem er die Folgen von Frost an den Dichtringen der Feststoff-Treibstofftanks mit einem Glas Eiswasser vorführte.

Sein von der Mehrheit abweichender Bericht äußerte sich kritisch zur bürokratischen Organisation der NASA.
Nur gegen Widerstand wurde sein Minderheitsbericht dem offiziellen als Anhang beigefügt.

Feynman hatte gedroht, im Fall der Nichtberücksichtigung seiner Standpunkte öffentlichkeitswirksam aus der Kommission auszutreten.
Sein Bericht endete mit der sarkastischen bzw. für die NASA-Verantwortlichen vernichtenden Feststellung:

“For a successful technology, reality must take precedence over public relations, for nature cannot be fooled.”

deutsch etwa

„Für eine erfolgreiche Technologie muss die Realität Vorrang gegenüber der Öffentlichkeitsarbeit haben, denn die Natur lässt sich nicht zum Narren halten.“


Jenseits unserer herrschenden PR-Kultur fehlt uns ein  "selbstverständliches Selbstkonzept" darüber, wie wir Kultur so "bilden" können, dass wir uns als Menschen nicht selbst in unser eigenes Verderben führen.
Die besondere Tragik scheint darin zu besteht, dass wir als Menschen schon über die "richtigen" entwicklungsgeschichtlichen "Standard-Voreinstellungen" verfügen (würden), diese jedoch kulturell als "schwach" und "minderwertig" negieren und mit einem arroganten und wohl auch selbstverachtenden Blick auf unsere "primitiven Vorfahren" auf sehr "machtvolle" (sprich: gewaltsame) Weise abwehren und vermeiden.

Die intrinsischen Erwartungen eines "zivilisierten Menschen" dürften sich nicht allzu sehr von denen unserer Vorfahren unterscheiden.

Der "Gap" entsteht durch die herrschenden politischen Machtinteressen. Und er bleibt bestehen, weil der "Mut" zum Schließen der "Lücke" fehlt.

Die dadurch entstehende sozial-kulturelle "Inkohärenz" sollte dringend kulturell geschlossen werden, weil der sonst entstehende "Dauerstress" die Funktionalität unserer Gesellschaft gefährdet und im schlimmsten Fall zu innergesellschaftlichen Krisen oder gar zu Kriegen führen könnte.

Zwar sind sich inzwischen so gut wie alle Wissenschaftler und die Verantwortlichen aller staatlichen Institutionen darüber einig, dass ein transformativer Umbau aller Lebensverhältnisse erfolgen müsste, um den Erhalt unserer Spezies auf dieser Erde noch zu sichern, doch fehlt schlichtweg das "Know-how" welche strukturellen Veränderungen als kulturelle Voraussetzung dazu erst noch geschaffen werden müssten. Mehr noch: Wir wissen noch nichtmal, dass uns diese kulturelle Voraussetzungen fehlen.

Denn hier beißt sich die Katze in ihren eigenen Schwanz, ohne dieses selbst "gebildete" kulturelle Vorverständnis fehlt uns wiederum der kulturelle Kontext als Basis, ohne welche wir neue Strukturen nicht stabil genug aufbauen können.

Dieses latent vorhandene Potenzial für kulturelle Weiterentwicklung (sprich: "Pubertät") kann innerhalb unserer "real existierenden Zivilisation" bisher nicht genügend gut abgerufen werden.

Innerhalb unserer "Bildungsprozess-Strukturen", scheint es den "verantwortlichen Akteuren" bisher verwehrt zu sein, ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht werden können. Für diese "institutionalisierte Verantwortungslosigkeit" gibt sicherlich zahlreiche Gründe.

Erst wenn es ihnen innerhalb von neu zu schaffender Strukturen möglich sein würde, auf die Bedürfnisse von Jugendlichen mit Angeboten von positiver kommunikativer Resonanz zu antworten, könnten Erfahrungen von "Selbstwirksamkeit" zur Grundlage von Sozialisationsformen werden, welche auch auf den Meta-Ebenen aller politischen und gesellschaftlichen Verantwortungsebenen als selbstprägend erlebbar wären.
(Etwas verklausuliert ließe sich Pubertät als so etwas, wie ein Kultur-epigenetischer Verpuppens-Zustand beschreiben. 😉 ) 

Doch auch unter den aktuellen Herausforderungen, wäre die Einsicht lehrreich, dass die „Natur“ sich nicht durch Propaganda-Kampanien an der Nase herumführen lässt.

Anthropologische Abduktion

Eine mögliche Lösung läge vermutlich darin, unsere gesellschaftlichen Strukturen besser an die „Natur des Menschen“ anzupassen. 

Also, das Ziel sollte nicht sein, seine „Schwächen“ manipulativ auszunutzen, sondern diese systemisch so zu kompensieren, dass seine „Kleingruppenbedürfnisse“ nach „Zugehörigkeit“ und „Bedeutung“, auch unter den heutigen Bedingungen einer Massengesellschaft, so weit wie möglich auf den erforderlichen Level anzuheben, dass seine "Würde als Mensch" gewahrt, bzw. unverletzt bleibt. 

Bliebe diese Chance, des "Learning by Design" ungenutzt, so wäre die Alternative nicht mehr "Learning by Desaster", sondern nur noch "ein Desaster".

"Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen."

Und für Jugendliche darf der Bezugsrahmen, den ihnen Staat und Gesellschaft einräumen, gern auch etwas größer sein, um darin eine realistische "Welterfahrung" erfahren und "bilden" zu können.


"Wir irren uns empor"

Essay-Wettbewerb zum 80. Geburtstag von Gerhard Vollmer

Um die Welt zu verstehen, müssen wir sie „im Lichte der Evolution“ betrachten, meint der Physiker und Philosoph Gerhard Vollmer. Zu dessen 80. Geburtstag schreiben das Hans-Albert-Institut, die Giordano-Bruno-Stiftung und die Bundesarbeitsgemeinschaft Humanistischer Studierender einen Essay-Wettbewerb für Denkerinnen und Denker unter 30 Jahren aus.

https://hans-albert-institut.de/essaywettbewerb

Einsendeschluss ist der 17. November 2023.
Wissenschaftliche Koordinierung
Florian Chefai


Weitere Informationen zu:

Humanethologie

"Die Humanethologie ist ein Zweig der Verhaltensbiologie, der vor dem Hintergrund, dass auch der Mensch das Resultat einer langen stammesgeschichtlichen Entwicklungsreihe ist, insbesondere jene Verhaltensweisen unserer Art erforscht, die als angeboren gelten können, bzw. die angeborene Grundlagen haben."


Evolutionäre Erkenntnistheorie

„Unser Erkenntnisapparat ist ein Ergebnis der Evolution. Die subjektiven Erkenntnisstrukturen passen auf die Welt, weil sie sich im Laufe der Evolution in Anpassung an diese reale Welt herausgebildet haben. Und sie stimmen mit den realen Strukturen (teilweise) überein, weil nur eine solche Übereinstimmung das Überleben ermöglichte.“
Vollmer 1998, S. 102.

Das Konzept von PSI-21 als „Kulturbildungs-Prozess-Struktur“ steht konzeptionell zur freien (nicht kommerziellen Nutzung) zur Verfügung, um Jugendlichen zu ermöglichen, sich so zu sozialisieren, dass Veränderungsprozesse nicht nur sie selbst und ihr Verhältnis zur „Welt“ betreffen, sondern auch zur Veränderung der „Welt“ selbst, in Form ihrer Gemeinde, ihres BundeslandsDeutschlands (oder beliebige andere Staaten) und Europas führen können und durch jede Generation neu angepasst werden können.


"Nachhaltiges Verhalten durch Nudging"

von Elisabeth Oberzaucher | Lectures4Future JKU


Koller, Hans-Christoph (2018).

Bildung anders denken.

( https://www.amazon.de/Bildung-anders-denken-transformatorischer-Bildungsprozesse/dp/3170427954/ )


"Die skizzierte Neufassung des Bildungsbegriffs geht jedoch über Humboldt in zweifacher Weise hinaus. Zum einen gibt sie eine Antwort auf die Frage, was eigentlich den Anlass für Bildungsprozesse darstellt. Kokemohr zufolge bildet diesen Anlass eine Art von Krisenerfahrung, nämlich die Konfrontation mit einer Problemlage, für deren Bewältigung sich das bisherige Welt- und Selbstverhältnis als nicht mehr ausreichend erweist. Anders als bei Humboldt, der von einem gleichsam natürlichen Bestreben des Menschen nach Entfaltung seiner Kräfte bzw. nach Erweiterung seiner Weltansicht auszugehen scheint, ist es hier also ein Scheitern oder ein krisenhaftes Ereignis, das den Anstoß für Bildungsprozesse gibt. Ein Beispiel für eine solche Krisenerfahrung sind etwa Konflikte oder Probleme, die im Kontext interkultureller Kooperation auftreten und die Welt- und Selbst Verhältnisse der Beteiligten radikal in Frage stellen können." (vgl. Kokemohr 2000 und 2007).

(Humboldt 1960-1981, Bd. I, S. 235):
»Die letzte Aufgabe unsres Daseyns: dem Begriff der Menschheit in unsrer Person [...] einen so grossen Inhalt, als möglich, zu verschaffen, diese Aufgabe löst sich allein durch die Verknüpfung unsres Ichs mit der Welt zu der allgemeinsten, regesten und freiesten Wechselwirkung« (a. a. O., S. 235 f.).

"In einer neueren Formulierung, die weniger informations- als vielmehr sprachtheoretisch argumentiert und stärker an Humboldts Bildungs- und Sprachtheorie anschließt, beschreibt Kokemohr Bildung als Veränderung der grundlegenden Figuren des Welt- und Selbstverhältnisses von Menschen, die sich potentiell immer dann vollzieht, wenn Menschen mit neuen Problemlagen konfrontiert werden, für deren Bewältigung die Figuren ihres bisherigen Welt- und Selbstverhältnisses nicht mehr ausreichen (vgl. Kokemohr 2007).
Bildungsprozesse bestehen demzufolge also darin, dass Menschen in der Auseinandersetzung mit neuen Problemlagen neue Dispositionen der Wahrnehmung, Deutung und Bearbeitung von Problemen hervorbringen, die es ihnen erlauben, diesen Problemen besser als bisher eerecht zu werden."


Einführung in die Theorie transformatorischer Bildungsprozesse
(2. akt. Auflage)
April 2019
Schweizerische Zeitschrift für Bildungsforschung 41(1):246-247
DOI: 10.24452/sjer.41.1.16
Autoren:
Daniela Freisler-Mühlemann
Universität für Lehrerausbildung in Sonderpädagogik


Mitwelt

Ein Versuch über die Transformation der Gesellschaft -
demokratische Mitweltökonomie

Gustav Bergmann


Thomas Metzinger

Der Begriff einer „Bewusstseinskultur“

"Bewusstseinskultur und die planetare Krise" - Vortrag von Prof. Dr. Thomas Metzinger
Benediktushof - Zentrum Meditation und Achtsamkeit


Prof. Joachim Bauer – Realitätsverlust. Wie KI und virtuelle Welten die Menschlichkeit bedrohen.


Der IQ steigt und fällt während der Teenagerzeit

"Während der Pubertät dreht sich alles um Entwicklungsveränderungen, Hormone und Stress. Das ist jedoch nicht alles. Neue Forschungen aus dem Vereinigten Königreich zeigen, wie sich der Intelligenzquotient (IQ), ein Wert, der aus einem oder mehreren unterschiedlichen Standardtests zur Messung der Intelligenz generiert wird, während der Pubertät entweder steigen oder sinken kann. Diese Veränderungen hängen mit den Veränderungen der Struktur des menschlichen Gehirns zusammen."
(. . .)
"Diese Studie ergab, dass die beim zweiten Test gemessenen IQ-Werte erheblich von den Testergebnissen von vier Jahren zuvor abwichen. Mehrere Teilnehmer konnten ihre Leistung im Vergleich zu ihren Kumpels ähnlichen Alters um bis zu 20 Punkte auf der standardisierten IQ-Skala steigern. Bei anderen Teilnehmern fiel die Leistung um ungefähr denselben Wert."

https://cordis.europa.eu/article/id/33957-iq-rises-and-falls-during-teenage-years/de


https://www.scinexx.de/news/biowissen/intelligenzquotient-von-teenagern-veraendert-sich-noch/


Entwicklungspsychologie der Adoleszenz – Teil I
Flammer, A., & Alsaker, F.D. (2002).
Entwicklungspsychologie der Adoleszenz. Bern: Huber.
Oerter, R. & Dreher, E. (2002). Jugendalter. Kap. 7 in:
R.Oerter & L. Montada (Hrsg.). Entwicklungspsychologie. 5.
Aufl. Beltz.

https://www.psy.lmu.de/epp/studium_lehre/lehrmaterialien/lehrmaterial_ss10/sose_2010/einf_sodian2010/bsc_ss10_11.pdf


Bildung etwas anders denken
Markiert in:             

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert