Fachtagung

„All in! Politische Bildung in Vielfalt vereint?“

https://transfer-politische-bildung.de/transfer-aktuell/fachtagung-vielfalt-gestalten/

Am 16. und 17. Januar 2025 ludt die Transferstelle politische Bildung von Transfer für Bildung e.V. zur Fachtagung „All in! Vielfalt gestalten“ des Projekts „Vielfalt gestalten“ nach Berlin.

"Das Projekt thematisiert die konzeptionelle und strukturelle Pluralität. Im Rahmen dieses Projektes hat die Transferstelle Fachdiskurse und Akteure der politischen Bildung in einer Reihe von Fachforen zusammengebracht.
Mit der Fachtagung möchten man einem breiteren Publikum einen Einblick in die Vielfalt der Fachdebatten, der praxisfeldspezifischen Perspektiven auf Strukturen und in verschiedene Bildungskonzepte geben, für die wir in den Fachforen Gesprächsorte geschaffen haben.
Immer unter dem Motto: Unterschiede beleuchten und Schnittstellen schaffen."

Podiumsdiskussion

„Strukturen nonformaler politischer Bildung“


Mein Beitrag ab Minute 57:48

https://youtu.be/SJn2Qohjs2Q?t=3468:

Transkript

~ "Ja, das Thema ist wahrscheinlich zu komplex, und ich werde nicht alles sagen können, was ich möchte.

Mir scheint es unlogisch oder kritikwürdig, dass aufgrund der deutschen Geschichte, in der die Jugend einmal vom Staat verführt wurde, unsere Väter und Mütter des Grundgesetzes dafür gesorgt haben, dass die jetzige Jugend sich politisch nicht formieren kann. Sie haben die Jugend völlig zersplittert.

Partizipation (im Jugendalter) sollte eigentlich bedeutet, sich an den Staat zu binden.
Der strukturelle Fehler liegt darin, dass staatliche Förderung nur kleine Einrichtungen unterstützt, die ihre eigenen Beteiligungsverfahren durchführen.
Diese Verfahren beziehen sich jedoch nur auf sich selbst oder auf marginale Gegenstände, nie auf den Staat.
Wir brauchen standardisierte Beteiligungsverfahren für Jugendliche, ähnlich wie bei allgemeinen Wahlen, die an einem bestimmten Tag synchronisiert sind.

Jugendliche müssen Demokratie als komplexes Ganzes erleben, damit diese Erfahrung in ihr Gehirn eingebaut wird.

Wenn sie Demokratie nicht als beeindruckende Erfahrung erleben, wird sie nicht verinnerlicht.

Wir verschwenden das Bedürfnis der Jugendlichen, Teil der Gesellschaft zu sein.

Teil der Gesellschaft zu sein bedeutet nicht, sich in immer mehr Untergruppen aufzuteilen, sondern sich auf den Staat und die staatlichen Strukturen zu beziehen. Das schließt nicht aus, dass man Untergruppen bilden oder Vereine gründen kann.
Es geht nur darum, dass das Beteiligungsverfahren ein gemeinsames sein muss. Punkt."

Mein Beitrag ab Minute: 1:15:44

https://youtu.be/wzkR4m3-mEQ?t=4543

„I have a dream“ – nein, also, was ich meine, ist Folgendes: Ich war tatsächlich etwas erstaunt, dass diese Sache jetzt so aufkam.
Aber zuletzt dachte ich, vielleicht wäre es gerade vor der Wahl sinnvoll, einen "Brandbrief" zu verfassen – wobei ich nicht sicher bin, ob das zu abgedroschen klingt.
Darin könnte man die Problematik klar benennen und gleichzeitig konstruktive Lösungsansätze skizzieren. Zum Beispiel, wie ein Kompetenzkreis sich die Zukunft der politischen Bildung vorstellt. Ich selbst könnte mit meinem Konzept „PSI-21“ einen kleinen Beitrag leisten.
Es sieht vor, auf kommunaler Ebene anzusetzen und die Ansätze über die Altersstufen hinweg hochzuskalieren. Das würde ich zur Diskussion stellen. Innerhalb einer bestimmten Zeit könnten dann Stellungnahmen dazu eingehen.
Meines Wissens ist das Konzept das weitreichendste und zugleich einfachste.
Aber ich bin kein Experte, eher ein Dilettant, und daher offen für andere Ideen.

Im Grunde würde es schon reichen, mit der Struktur der Bürgerräte zu arbeiten. Sie sind ja bereits parlamentarisch legitimiert. Man könnte sie gemeinsam mit Jugendlichen weiterentwickeln und umsetzen.

Meta-Media-Morphose

In der Pubertät verknüpfen sich Emotionen und Denken durch intensive Gehirnumstrukturierung.
Diese Phase prägt langfristig Einstellungen zu Aggression und Dialogfähigkeit.
Jugendliche formen ihre Identität, hinterfragen kulturelle Normen und entwickeln neue Werte.
Diese "synaptische Blüte" bereitet sie darauf vor, kulturelle Herausforderungen zu meistern und soziale Dynamiken zu verstehen.
Bildung sollte Resilienz und demokratische Teilhabe fördern. "Antifragile" Haltungen stärken die Widerstandskraft gegen antidemokratische Einflüsse und gesellschaftlichen Druck.
Bildungsansätze sollten partizipative Lernumgebungen schaffen, die jungen Menschen ermöglichen, aktiv Veränderungen mitzugestalten.
Eine solche Bildung verankert Wissen und fördert Kompetenzen, die für moderne Gesellschaften unerlässlich sind.

Kulturelle Einflüsse prägen die Persönlichkeit während der Pubertät maßgeblich.
Ein gesundes oder toxisches kulturelles Umfeld kann biologische und genetische Merkmale prägend überformen und so sozial erlernte Haltungen charakterbildend abbauen oder verstärken.
Eine Kultur, die solidarisches und emanzipierendes Handeln fördert, ermöglicht Jugendlichen die Entwicklung positiver sozialer und kultureller Fähigkeiten.
Die Myelinisierung im präfrontalen Kortex während der Pubertät fördert kognitive Resilienz und Anpassungsfähigkeit, entscheidend für geistige Gesundheit und soziale Interaktion.
Diese Anpassungen sind wichtig, um in sich ständig ändernden sozialen Umgebungen zu bestehen.

Jugendliche sind unterschiedlichen Umweltrisikofaktoren wie familiärer Vernachlässigung oder Schulmobbing ausgesetzt.
Es zeigt sich, dass diejenigen mit einer stärkeren Myelinisierung in der Lage sind, diese Herausforderungen besser zu meistern.
Umgekehrt bleiben Jugendliche mit weniger Myelinisierung anfälliger und zeigen weniger Stabilität in ihren neuronalen Netzwerken.

Präfrontale Myelinisierung schützt Jugendliche vor psychosozialem Stress

https://medlabportal.de/praefrontale-myelinisierung-schuetzt-jugendliche-vor-psychosozialem-stress/


Die Bildungs-Debatte ist auf dem Stand der Diskussion um die Klimakrise in den 1970ern.

19.02.2025
Kinder und Jugendliche wachsen in einer Zeit auf, die von Not geprägt ist – die Corona-Pandemie, die Klimakrise, Krieg und Vertreibung in Europa.
Die Erfahrungen hinterlassen tiefe Spuren in ihrer Entwicklung.

Gleichzeitig ist unser Bildungssystem im freien Fall: Lehrermangel, marode Schulen und überforderte Betreuung.


Die Integration von Jugendlichen in die Gesellschaft und ihre aktive Beteiligung an politischen Prozessen sind essenziell für eine funktionierende Demokratie.

Jugendliche sollten lernen, gesellschaftliche Probleme zu erkennen und politische Lösungen zu entwickeln, um ihre Zukunft mitzugestalten. Plattformen wie das Projekt PSI-21 (Politik - Schule - Internet - im 21. Jahrhundert) schaffen Räume für emanzipatorisches Lernen und bieten Jugendlichen die Möglichkeit, in einem dialogischen Umfeld gehört und wertgeschätzt zu werden.
Dies führt zu einer tieferen politischen Partizipation und einem stärkeren Zugehörigkeitsgefühl.

Jugendliche schaffen ihre eigene mediale Öffentlichkeit und können so an der Ausrichtung der gesellschaftlichen Entwicklung mitarbeiten.
Eine ganzheitliche Betrachtung der Jugendlichen und ihrer Bildung ist entscheidend, um eine resiliente Gesellschaft aufzubauen, die auf Veränderungen vorbereitet ist und die Partizipation und Mitgestaltung junger Menschen fördert.

Das Ziel besteht darin, Alternativen zu den bestehenden gesellschaftlichen Entwicklungsmustern, die von Propaganda beeinflusst sind, zu etablieren.

Diese Muster neigen dazu, stark vereinfachte "Pseudo-Lösungen" hervorzubringen, die nicht zukunftsfähig sind. Durch "Kulturelles Lernen" können wir unsere gesellschaftliche Gestaltungsfähigkeit zurückgewinnen.

Heinz von Förster sagte einst: „Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird!“

Wenn wir diesem Grundsatz nicht folgen, riskieren wir, dass unsere Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten sich kontinuierlich verengen, bis hin zur „Alternativ- oder Ausweglosigkeit“.

Es ist von großer Bedeutung, neben den herkömmlichen und neuen Medien einen eigenen geschützten "Öffentlichen Raum" für Jugendliche zu schaffen, um durch kulturell vermittelte Demokratie ihrer Fragmentierung entgegenzuwirken.

Die vernetzten Jugendlichen selbst werden somit zum "Medium" ihrer eigenen Sozialisation, also ihres eigenen Prozesses der "Wirklichkeits-Bildung".

Durch diesen selbstbestimmten Emanzipationsprozess werden sie befähigt, politisch aktiv zu werden und "ihre Demokratie" zu erneuern und zu revitalisieren.

Transformationsprozesse sollten in eine kulturbildende "Meta-Media-Morphose" eingebettet sein, die durch entsprechende Investitionsprogramme unterstützt wird, um den aktuellen Forderungen der "Fridays for Future"-Jugendlichen gerecht zu werden.

Das Projekt „PSI-21: Politik, Schule, Internet & Agenda 21“ gibt Ihnen die Möglichkeit, Politik hautnah zu erleben, indem Sie eigene Gesetzesvorlagen entwickeln und einbringen.

Ein so kritisch denkender und demokratisch geprägter Bürger wird auch künftig anspruchsvollen Journalismus schätzen, der die herkömmliche Propaganda ins Leere laufen lässt.

Wenn wir es versäumen, unseren Jugendlichen durch klare Gesetze einen positiven Zugang zur Demokratie zu ermöglichen, gefährden wir die Grundlage einer gesunden Kultur. Dies betrifft nicht nur Europa, sondern die ganze Welt.


P. Kruse: Pubertät des Internet - Teil 1

29.10.2008

Das frühe Internet hat mit seinem ersten Informations- und Angebotsboom eine Zugriffseuphorie ausgelöst.
Web 2.0 brachte einen Beteiligungsboom, dem ein Empfehlungsboom folgte.
Auch als Medium der Mobilisierung ist das Internet faktisch etabliert.
Die kumulierte Informationsflut hat allerdings eine fundamentale Bewertungs- und Bedeutungskrise bewirkt.

Expertengremien und „Weisenräte" sind keine Lösung. Nachhaltige Entscheidungsunterstützung benötigt Komplexitätsreduktion durch Musterbildung auf der Basis von kollektiver Intelligenz.

Transkript

0:21_

Mein Name ist Peter Kruse. Ich bin Honorarprofessor für allgemeine und Organisationspsychologie an der Universität Bremen. Nebenbei leite ich die Unternehmensberatung next practice, die sich auf die Entwicklung von Methoden zur Nutzung kollektiver Intelligenz spezialisiert hat.

Was ist eigentlich gerade im Internet los?
Wenn man das Internet heute betrachtet, wirkt es, als befände es sich in der Pubertät. Die Situation ist eigenartig: Einerseits lobt man die Netze überschwänglich. Es heißt, sie fördern kollektive Intelligenz, schaffen ein globales Bewusstsein, verbinden die Welt und eröffnen Zugang zur Kreativität der Menschen.

Andererseits wächst die Kritik. Immer häufiger hört man, es gebe zu viele Informationen, die sich kaum noch ordnen lassen. Wir erleben also einen Widerspruch: großes Lob auf der einen, scharfe Kritik auf der anderen Seite. Wenn solche Gegensätze ungefiltert aufeinandertreffen, deutet das meist auf Instabilität hin – auf einen Übergang. Die Netze, so scheint es, stecken mitten in ihrer Pubertät.


1:19_

Was haben wir jetzt von diesem Medium?
Das Verrückte ist, dass beide recht haben. Die entscheidende Frage lautet:
Unter welchen Bedingungen sind Netze intelligent?

Es geht nicht darum, sie pauschal abzulehnen oder zu akzeptieren, sondern darum, welche Rahmenbedingungen wir schaffen müssen, damit Netzwerke intelligent werden.
Betrachten wir Wikipedia: Oft als Beispiel kollektiver Intelligenz genannt, zeigt ein genauer Blick, dass 90% der Beiträge von nur 1500 bis 2000 Personen stammen.

Es handelt sich also um ein kleines Expertensystem, das den Vorteil hat, mit Fakten zu arbeiten. Dort können Watchdogs prüfen, ob etwas richtig oder falsch ist.

Stellen wir uns ein Wiki über Ethik vor: Wer prüft dort die Fakten?

In der Ethik gibt es keine Fakten, sondern Diskurse. Sobald wir die faktenbasierte Orientierung verlassen, wird ein Wiki problematisch und schwer handhabbar. Ein Wiki funktioniert gut in einem bestimmten Rahmen. Überschreitet es diesen, verliert es seine Stärke. Etwas ist nicht an sich gut oder schlecht, sondern immer abhängig von den Bedingungen.


2:35_

Wo kann kollektive Intelligenz gelingen, wo eher nicht?
Ja, es ist faszinierend, was wir derzeit im Internet erleben. In den letzten Jahren haben wir zwei wesentliche Dinge erreicht: Erstens haben wir die Menschen einbezogen und eine riesige Mobilisierung bewirkt. Zweitens haben wir sie miteinander vernetzt. Doch Mobilisierung, Beteiligung und Vernetzung allein schaffen noch keine Intelligenz.

Was wir zusätzlich brauchen, sind Bedeutung und Bewertung. Diese Aspekte sind im Internet noch ungelöst. Ich fürchte nicht, dass diese Netze sprachlos werden, aber ich sorge mich, dass sie bedeutungslos bleiben könnten.

Wir müssen überlegen, wie wir Bedeutung und Bewertung im Internet neu organisieren.
Das wird die große Aufgabe der kommenden Jahre sein.


3:28_

Was halten Sie von den existierenden Bewertungsmechanismen?
Im Internet basieren Bewertungen meist auf einfachen statistischen Mechanismen. Nutzer geben ihre Meinung oft auf Skalen – etwa von eins bis fünf oder eins bis sieben – ab. Manchmal ergänzen sie qualitative Kommentare, die jedoch selten zusammengefasst werden.

Das Grundprinzip solcher Bewertungen ist statistisch. Und hier greift ein Gedanke, den der französische Mathematiker Marquis de Condorcet im 18. Jahrhundert formulierte:
Wenn viele Menschen abstimmen, führt das nur dann zu einer intelligenten Entscheidung, wenn jeder Einzelne ein wenig besser als der Zufall entscheidet.

In diesem Fall verstärkt sich die Logik des Systems, und es entsteht die sogenannte „Weisheit der Vielen“. Fehlt jedoch diese minimale Kompetenz – etwa durch Vorurteile oder mangelnde Informationen –, bricht das System zusammen.
Es liefert dann keine klugen Ergebnisse, sondern fällt auf das Niveau des Zufalls zurück.

Genau an diesem Punkt stehen wir heute. Die Frage ist, ob die Teilnehmer an digitalen Bewertungsmechanismen noch über genügend Wissen verfügen, um einen sinnvollen Beitrag zur kollektiven Intelligenz zu leisten.

Die „Weisheit der Vielen“ hängt von den Rahmenbedingungen ab: Sind die Teilnehmer informiert, funktioniert das System und liefert intelligente Ergebnisse. Fehlt diese Grundlage, wird das System dümmer als seine Einzelteile.

Ein anschauliches Beispiel ist der Publikumsjoker bei „Wer wird Millionär?“. Manchmal führt er zu erstaunlich präzisen Antworten, manchmal zu völligen Fehleinschätzungen. Der Unterschied liegt darin, ob die Zuschauer über die nötigen Informationen verfügen.

Bitten Sie ein Publikum, Ihren nächsten Urlaubsort vorherzusagen, wird das Ergebnis Unsinn sein – es sei denn, Sie sind so bekannt, dass Ihre Vorlieben allgemein bekannt sind. Ohne Kenntnis der Rahmenbedingungen bleibt kollektive Intelligenz unmöglich.


5:46_

Wie lassen sich Gruppen intelligent machen?

Das Wichtigste, was wir tun müssen, ist sicherzustellen, dass wir eine gemeinsame Bedeutungsebene teilen. Wir sprechen oft von Kultur – ein Begriff, der scheinbar alles und nichts umfasst. Doch wenn wir von Kultur reden, meinen wir das gemeinsame Teilen einer Bedeutungsebene.

Nur wenn wir beide diese Ebene teilen, wird unsere Sprache sinnvoll. Voraussetzung dafür ist, eine solche gemeinsame Bedeutungsebene zu schaffen.

Wann immer ich in einem Netzwerk ein intelligentes System entwickeln und es etwa an Diskurse koppeln will, muss ich sicherstellen, dass die Teilnehmer des Diskurses diese gemeinsame Ebene teilen.

Das auf automatischer Ebene zu erreichen, ist die Herausforderung, vor der wir stehen.
Das ist die zentrale Frage des Web 3.0: Können wir Mechanismen entwickeln, die ein automatisches Verstehen ermöglichen? Derzeit sieht es nicht danach aus.

Deshalb sind wir wohl darauf angewiesen, einen gemeinsamen kulturellen Raum aktiv zu fördern und zu gestalten.
Ich glaube, die große Aufgabe der Netzintelligenz wird sein, ob es uns gelingt, diese gemeinsame Kultur tatsächlich aufzubauen.

P. Kruse: Pubertät des Internet - Teil 2

29.10.2008
Das frühe Internet hat mit seinem ersten Informations- und Angebotsboom eine Zugriffseuphorie ausgelöst.

Web 2.0 brachte einen Beteiligungsboom, dem ein Empfehlungsboom folgte.

Auch als Medium der Mobilisierung ist das Internet faktisch etabliert.

Die kumulierte Informationsflut hat allerdings eine fundamentale Bewertungs- und Bedeutungskrise bewirkt.
Expertengremien und „Weisenräte" sind keine Lösung.

Nachhaltige Entscheidungsunterstützung benötigt Komplexitätsreduktion durch Musterbildung auf der Basis von kollektiver Intelligenz.

Transkript

Unterminiert Web 2.0 Macht und Herrschaft?
Die klassischen Medien werden eine zentrale Rolle behalten – und vielleicht sogar neu gewinnen.
Denn die Frage nach der Qualität der Diskurse steht im Raum. In der aktuellen Lage können wir uns nicht blind der Masse anvertrauen.

Wir brauchen weiterhin den qualitativen Austausch zwischen Menschen.

Redaktionelle Arbeit bleibt wohl auf absehbare Zeit der einzige Ort, an dem Muster entstehen, an dem Menschen Zusammenhänge verstehen und Komplexität reduzieren können.

Genau diese Reduktion von Komplexität wird das große Problem der kommenden Jahre sein.

Deshalb sind wir auf eine Rückkehr zum qualitativen Journalismus angewiesen.

Masse allein kann diese Form der Qualität nicht ersetzen. Statistische Prinzipien greifen nicht, wenn das Ganze zu groß wird und niemand mehr versteht, was geschieht. Dann schlägt das Condorcet’sche Jury-Theorem zu:

Das System wird dümmer als seine Teile.


1:02_

Welche Rolle kommt den „guten, alten" Medien zu?
Das Unterminieren von Macht und Herrschaft bleibt stets möglich, denn solche Systeme können sich aufschaukeln.
In einem dichten Netzwerk führen kleine Dinge oft zu großen Wirkungen.

Vernetzte Systeme haben die Chance zur Selbstverstärkung.
Doch stellt sich die Frage: Ist das, was sich aufschaukelt, sinnvoll? Ist das Ergebnis eines Hypes tatsächlich wertvoll?
Diese Frage beantwortet das System nicht selbst. Wir befinden uns in einer merkwürdigen Entwicklungsphase des Internets.

Mit Web 1.0 begann alles, und wir waren begeistert von der Fülle an Informationen. Wir erlebten einen Zugangsboom, euphorisch über die Möglichkeit, alles zu erhalten.

Bald wollten wir uns beteiligen, warfen uns in die Flut der Informationen und fügten unsere Beiträge hinzu.

Dies führte zur Überforderung des Einzelnen.

Man steht vor unendlichen Beiträgen und fragt sich, was davon nützlich ist und wem man zuhören sollte.

Als man allein nicht weiterkam, fragte man andere um Rat.
Es folgte ein Beteiligungsboom, in dem man um Empfehlungen bat, um zu entscheiden, was wertvoll ist.
Nach dem Informations- und Beteiligungsboom erlebten wir einen Empfehlungsboom.

Nun stehen wir vor einer gigantischen Komplexität, die wir nicht mehr durchdringen.
Wir erleben eine kollektive Krise: Welche Informationen sind wirklich nützlich?

Diese Krise spiegelt sich in Schlagzeilen wider. Einige glauben naiv an die Selbstorganisation der Systeme, andere sind frustriert. Sie starteten euphorisch und stehen nun vor einer überwältigenden Informationsflut ohne Ordnung.


3:11_

Geht das Abendland in der Informationsflut unter?
Das Abendland geht nicht unter. Menschen sind erstaunlich gut darin, Lösungen zu finden.

Sobald sich ein Problem klar zeigt, denken viele kluge Köpfe über Auswege nach.

Doch eines ist entscheidend:
Wir müssen das Problem erkennen.

Wenn wir die Bedeutung und Bewertung im Internet nicht als Problem begreifen, sondern es mit Floskeln wie „Bei mir funktioniert das doch“ abtun oder darauf hoffen, dass sich alles von selbst regelt, werden wir keine Lösung finden.

Der erste Schritt ist also, das Bewusstsein für diese gemeinsame Aufgabe zu schaffen.

Ich bin optimistisch – nicht aus blindem Kulturoptimismus, genauso wenig wie ich einem blinden Kulturpessimismus anhänge, sondern aus der Überzeugung, dass sich auch in diesen Netzen Lösungen finden lassen.

Konzentrieren wir uns also gemeinsam auf das Bedeutungsproblem im Internet.
Dann kann dieses Medium aus seiner Pubertät in eine spannende Erwachsenenphase hineinwachsen.


4:14_

Was wären gute Anwendungen von kollektiver Intelligenz?
Alles, was mit Erfindungen und gemeinschaftlichen Ideen zu tun hat, zeigt die besondere Stärke von Netzwerken: Sie fördern Assoziationen.

Sobald viele Informationen im Raum stehen und sich leicht verknüpfen lassen, steigt das Innovationspotenzial des gesamten Netzwerks.

Innovation wird daher ein zentrales Thema, das wir in diesem Kontext gezielt angehen können.

Doch Innovation allein genügt nicht. Wer Ideen entwickelt, muss sie auch bewerten können.

Entscheider in Wirtschaft und Gesellschaft werden diese Innovationskraft in den kommenden Jahren dringend brauchen.

Denn sie stehen vor einer Krise: Die Schere zwischen der Flut an Informationen, die sie für rationale Entscheidungen verarbeiten müssen, und den enormen Anforderungen an diese Entscheidungen geht immer weiter auseinander.

Kleine Entscheidungen haben heute oft gewaltige Auswirkungen. Das zwingt die Verantwortlichen, riesige Datenmengen zu bewältigen und eine enorme Verantwortung zu tragen.

Hier können Netzwerke helfen. Sie bieten die Grundlage, Informationen so zu verarbeiten, dass sinnvolle Entscheidungen möglich werden.

Netzwerke werden zunehmend eine zentrale Rolle in der Entscheidungsunterstützung spielen – sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik. Sie verbinden Kreativität mit der Fähigkeit, aus der Fülle an Ideen das Wesentliche herauszufiltern.

Netzwerke sind Meister der Assoziation und werden hoffentlich lernen, aus der Masse das Wertvolle zu destillieren.


5:49_

Wie sähe sinnvolle Bürgerbeteiligung mit den neuen Technologien aus?
Einige Initiativen laufen bereits. Eines steht fest: Die Mobilisierung über Netzwerke funktioniert heute schon.
Plattformen wie avats.org zeigen, dass sich 3,3 Millionen Menschen in kürzester Zeit versammeln, um politisches Gewicht zu schaffen. Diese Realität erleben wir bereits.

Auf der Mobilisierungsebene sind wir angekommen. In den letzten Jahren erlebten wir einen Boom in der Politik, bei dem kleine Expertengremien als Entscheidungshelfer fungieren sollten.

Diese sogenannten Weisenräte entstanden überall, doch ich glaube, sie haben langfristig keine Chance. Ein paar Weise können die Probleme nicht lösen.
Unsere Aufgabe besteht darin, von der reinen Mobilisierung zu einem qualitativen Diskurs im Internet zu gelangen. Wenn uns das gelingt, haben wir die Chance, eine höhere Form von Intelligenz zu erreichen.

Kollektive Intelligenz ist keine absurde Idee, sondern ein Synonym für die kulturelle Leistung, die wir seit Jahrtausenden erbringen.

Wir waren nie individuell intelligent, sondern immer im Kollektiv. Jetzt haben wir die technischen Möglichkeiten, diese kollektive Intelligenz zu skalieren.
Die zentrale Frage lautet:

Wie skaliere ich den bedeutungsvollen Diskurs?


Condorcet's jury theorem
Condorcet-Jury-Theorem – Wikipedia


Waldemar Stange

Was ist Partizipation?

Definitionen – Systematisierungen
https://www.kinderrechte.de/(...)/Baustein_A_1_1.pdf


Jugendbeteiligung

https://www.politikzumanfassen.de/jugendbeteiligung/(...)


Politische Beteiligung und Partizipation von jungen Menschen in Niedersachsen

Schwerpunktbericht im Rahmen der niedersächsischen Landesjugendhilfeplanung
https://www.ms.niedersachsen.de/download/206371/Politische_Beteiligung_und_Partizipation_von_jungen_Menschen_in_Niedersachsen.pdf


Mitwirkung mit Wirkung Qualitätsstandards für Kinder- und Jugendbeteiligung

Impulse zur Weiterentwicklung in Theorie und Praxis
https://www.bmfsfj.de/(...)/mitwirkung-mit-wirkung-qualitaetsstandards-fuer-kinder-und-jugendbeteiligung-data.pdf


Gesellschaftliche Beteiligung der Jugend Handlungsfelder, Entwicklungstendenzen, Hintergründe

Johann de Wolfgang / Rijke Gaiser
https://www.bpb.de/system/files/pdf/CNAYED.pdf
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/25940/gesellschaftliche-beteiligung-der-jugend/
Politikverdrossenheit, Engagementmüdigkeit und Individualisierung sind häufig verwendete Etiketten zur Charakterisierung der politischen Beteiligung junger Menschen. Empirische Analysen ergeben aber ein anderes Bild.


PARTIZIPATION IN DER KULTURELLEN JUGENDARBEIT Raum für Teilhabe und Mitsprache!

https://www.kulturellebildung-nrw.de/wp-content/uploads/2023/09/2023_03_Themenheft_Partizipation_Screen.pdf


Kinder- und Jugendpartizipation in Deutschland Daten, Fakten, Perspektiven Reinhard Fatke Helmut Schneider

https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/Jungbewegt/Downloads/Beteiligung/Kurzbericht_Druckversion_3._Auflage_heruntergerechnet.pdf


Partizipation junger Menschen

– Trends in Deutschland und der europäische Kontext Wolfgang Gaiser/Johann de Rijke
https://www.pedocs.de/volltexte/2009/1025/pdf/Gaiser_Rijke_Partizipation_junger_Diskurs_2007_4_D.pdf


Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Deutschland

Konzeptionelle Grundlagen und empirische Befunde zur Mitwirkung junger Menschen in Familie, Schule und Kommune
https://www.bertelsmann-stiftung.de/(...)/Berichtsband_final_formatiert_2008.pdf


Politische Partizipation junger Menschen

https://www.buergerundstaat.de/4_16/politische_partizipation_jugend.pdf


Benedikt Sturzenhecker Erscheint in:
BMFSFJ - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.):

Kiste - Bausteine für die Kinder- und Jugendbeteiligung,

Entwicklung und Wissenschaftliche Leitung: Prof. W. Stange, FH Lüneburg – Forschungsstelle Kinderpolitik,
Vertrieb: Infostelle Kinderpolitik des Deutschen Kinderhilfswerkes, Berlin 2003 Partizipation in der Offenen Jugendarbeit
https://aba-fachverband.info/wp-content/uploads/sturzenhecker_partizipation_off_ju-1.pdf


Zugeleitet mit Schreiben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 1. Februar 2017 gemäß § 84 des

Achten Buches Sozialgesetzbuch (Kinder- und Jugendhilfe). Deutscher Bundestag Drucksache 18/11050 18. Wahlperiode 01.02.2017

Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland – 15. Kinder- und Jugendbericht – und Stellungnahme der Bundesregierung
https://www.bmfsfj.de/(...)-kinder-und-jugendbericht-data.pdf

Pubertät des Internet

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