Prof. Dr. Annedore Prengel - Pädagogische Beziehungen
Dieses Video wurde im Rahmen des Projekts „path²in – Lernpfade in die inklusive Pädagogik“ an der Universität Bremen erstellt.
Es entstand mit Unterstützung des Zentrums für Multimedia in der Lehre (ZMML) im Projekt ForstAintegriert gefördert durch das BMBF (Förderkennzeichen 01PL17030).
Zusammenfassung (AR)
Prof. Dr. Annedore Prengel betont in ihrem Text die Bedeutung ethischer pädagogischer Beziehungen und den Umgang von Erwachsenen in Bildungseinrichtungen mit Kindern und Jugendlichen.
Sie zeigt, dass Interaktionen oft unterschiedlich ausfallen: teils anerkennend und förderlich, teils destruktiv und verletzend.
Empirische Studien belegen, dass ein Viertel der Interaktionen verletzend ist, was eine Verbesserung der Beziehungsqualität notwendig macht.
Studierende sollten bereits im ersten Semester über diese Problematik lernen, um förderliches Verhalten zu fördern.
Beobachtungen und Analysen von Interaktionen helfen, die Qualität der Beziehungen zu verbessern.
Pädagogische Fachkräfte benötigen konstruktives Feedback und gegenseitige Unterstützung.
Ein weiteres Problem ist das Fehlen einer "Kunstfehlerlehre" in der Pädagogik, wie sie in der Medizin existiert.
Typische Fehler, wie das häufige Anmeckern von Kindern, sollten erkannt und vermieden werden. Das Projekt "Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen", unterstützt von der Bosch Stiftung, fördert eine anerkennende Kommunikation.
Die Materialien sind in mehreren Sprachen verfügbar und sollen weltweit verbreitet werden.
Die ethische Gestaltung von Beziehungen betrifft alle pädagogischen Berufe und erfordert auch politische Unterstützung.
Körperstrafen und sexualisierte Gewalt sind bereits gesellschaftlich geächtet, doch seelische Verletzungen werden oft ignoriert.
Es ist notwendig, klare rechtliche und ethische Richtlinien zu entwickeln, um seelische Gewalt zu verhindern.
Das Thema ist besonders relevant für die Inklusion, da gute pädagogische Beziehungen für eine erfolgreiche Inklusion unerlässlich sind.
Alle Bildungseinrichtungen müssen an der Verbesserung der Beziehungsqualität arbeiten.
Prengel betont, dass die Qualität der Beziehungen im Bildungswesen entscheidend für das Lernen ist.
In ihrem Buch "Pädagogische Beziehungen zwischen Anerkennung, Verletzung und Ambivalenz" zeigt sie empirische Befunde und theoretische Grundlagen auf, die dies bestätigen. Die Forschung des 20. Jahrhunderts belegt, dass gute Beziehungsqualität das kognitive Lernen fördert.
Prengel interessierte sich später für Ethik in der Pädagogik und stellte fest, dass es keine etablierte Disziplin der pädagogischen Ethik gibt, obwohl andere Bereiche wie Medizin- oder Wirtschaftsethik existieren.
Historisch gesehen war Pädagogik bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine ethische Disziplin, doch diese Verbindung ging verloren.
In den 1980er Jahren gab es jedoch wieder vermehrt Publikationen zu pädagogischer Ethik.
Prengel hebt hervor, dass pädagogische Berufsverbände, besonders in der Schweiz, ein Berufsethos entwickelt haben, das die Beziehungsebene berücksichtigt.
In ihrem Buch "Ethische Pädagogik in Kitas und Schulen" versucht sie, ethische Prinzipien für Pädagogen zu entwickeln, die die Verantwortung für Kinder und Jugendlichen mit deren Freiheit zur Eigenständigkeit verbinden.
Reckahn, ein kleines Dorf in Brandenburg, beherbergt ein Herrenhaus mit der ersten modernen Volksschule weltweit, gestiftet von Christiane Luise und Friedrich Eberhard von Rochow.
Diese philanthropische Musterschule war gut ausgestattet und bot kinderfreundlichen Unterricht.
Heute ist die Schule ein Schulmuseum und ein Ort von nationaler und internationaler Bedeutung im kulturellen Gedächtnis.
Die Rochow-Akademie bietet dort Fortbildungen und Veranstaltungen zu pädagogischen Themen an.
Prengel betont die wechselseitige Bereicherung von Theorie und Praxis. Gute Praxis inspiriert die Wissenschaft, und wissenschaftliche Erkenntnisse können die Praxis verbessern. Sie plädiert für einen positiven Blick auf die vielen produktiven und kinderfreundlichen Konzepte, die bereits erfolgreich umgesetzt werden, trotz der unvermeidlichen menschlichen Fehler.